Lesen gegen das Vergessen
Mit der Aktion „Lesen gegen das Vergessen“ erinnern Mitglieder des Künstlerinnenforums bi-owl e.V., engagierte Bielefelderinnen und erstmals auch Schülerinnen der Hans-Ehrenberg-Schule zum sechsten Mal an die Bücherverbrennungen im Frühjahr 1933 und an die in der Nazizeit ausgegrenzten, vertriebenen und ermordeten Autor*innen. Bislang fand diese Aktion stets zum Jahrestag dieser Bücherverbrennungen in der Stadtbibliothek und etwas später vor dem Rathaus statt. Aufgrund der Coronakrise mussten diese Auftritte in diesem Jahr leider ausfallen. Stattdessen fand die Lesung im Kanal-21.tv statt.
Solche Aktionen gegen das Vergessen sind momentan wichtiger denn je. Zum einen gedenken wir der Befreiung von Auschwitz vor 75 Jahren, zum anderen sehen wir entsetzt an Thüringen und anderen Beispielen, wie scheinbar einfach sich ein Rechtsruck der Gesellschaft, faschistisches Gedankengut und Gewalt in unsere Demokratie einschleichen können.
Initiiert vom nationalsozialistischen Studentenbund inszenierten hemmungslose Studenten und andere Rechtsradikale die Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 mit großem Spektakel nicht nur in Berlin, wo sich die Bilder ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.
In Bielefeld fand eine erste Bücherverbrennung schon fast zwei Monate früher statt. Sie war ein Bestandteil der radikalen Verfolgung aller Nazi-Gegner und ihrer Organisationen sowie der Vernichtung ihrer Symbole unmittelbar nach den letzten freien Wahlen vom 5. März 1933. Die so geschmähten Autoren und Autorinnen verloren ihre Existenzgrundlagen und ihre sozialen Beziehungen, wurden ins Exil vertrieben, deportiert oder umgebracht. Innerhalb von drei Wochen wurden etwa 10.000 Zentner gedruckte Literatur beschlagnahmt und mehr als 3.000 verschiedene Bücher öffentlich vernichtet.
Die Aktion „Lesen gegen das Vergessen“, die einst das Künstlerinnenforum Bielefeld OWL initiierte, erinnert an die doppelte Diskriminierung der mehr als 200 von den Nazis verfolgt und ermordet Dichterinnen, Autorinnen und Publizistinnen, deren Werke verbrannt wurden. Danach gerieten sie für lange Jahre, häufig bis heute, in Vergessenheit. Und sie hatten es ohnehin viel schwerer, sich in einer männlich dominierten Kulturszene durchzusetzen.
Gelesen werden am 19. Mai prägnante Texte und Gedichte von Ilse Aichinger, Esther Bejarano, Elfriede Gerstl, Mascha Kaléko, Ruth Klüger, Renate Lasker-Harpprecht, Selma Meerbaum-Eisinger, Anna Seghers und Luise Straus-Ernst. Die von Ramona Kozma gesungenen und auf dem Akkordeon gespielten Musikstücke erinnern an verfolgte Sängerinnen wie beispielsweise Dora Gerson und umrahmen die Lesungen.
Unterstützt wird „Lesen gegen das Vergessen“ von einem stetig größer werdenden Kreis von Unterstützern, so von den Bielefelder Ratsfraktionen von SPD, CDU, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, Die Piraten, der Mondo buchhandlung, Bielefeld stellt sich quer - Bündnis gegen Rechts, dem Bund der Frauenvereine Bielefeld e.V., der DGB Jugend OWL, von ver.di, der Gleichstellungsstelle der Stadt, dem Kommunalen Integrationszentrum, der Stadtbibliothek, ihrem Verein der Freunde und Förderer und der Stolperstein-Initiative Bielefeld e.V.
Sendung vom: 29.05.2020 Dauer: 00:49:52
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